Jazz (nicht nur) für Einsteiger – Bebop

Diesmal soll es um den Bebop gehen. Wenn man Menschen fragt, wie sie Jazz definieren würden, oder was für eine Art von Musik Jazz denn nun so wäre, dann kommt meistens Bebop dabei raus, ohne dass die Leute diesen Begriff dafür verwenden würden. Soll heißen: Was hier Bebop genannt wird, ist für die meisten Menschen schlicht Jazz. Quasi, Jazz™.

Aber mal von vorne. Ende der 30er Jahre des 20ten Jahrhunderts war der Swing – also das, was die Big Bands so von sich gaben – quasi Pop. Zu diesem Zeitpunkt war der Jazz also in den Charts. Das sollte sich in Kürze gehörig ändern: Zum einen versiegte die Kreativität der Big Bands mit der Zeit, und man übte sich lediglich in Wiederholungen, zum anderen gab es mit Kriegseintritt der USA im Jahre 1941 eine Steuererhöhung auf Tanzveranstaltungen, die die Wirtschaftlichkeit der Big Bands allmählich untergrub. Man konzentrierte sich nunmehr also auf kleinere Zusammensetzungen von Musikern in kleineren Clubs.  Diese kleinen Combos galten nicht als Tanz- oder Unterhaltungskapellen, weswegen die Besitzer der Clubs nicht mit diesen Steuern belegt wurden. Letztlich waren es einige Musiker aber auch schlicht leid, diese – aus ihrer Sicht seichte – Musik zu spielen und damit ein Massenpublikum zu unterhalten. Ein Phänomen, das man in der Musik zum Glück immer wieder beobachten kann, denn sonst gäbe es dort kaum Fortentwicklung.

Der Bebop ist Komplexer, nicht so zugänglich und bisweilen muss man die Melodie auch schon mal ein wenig länger suchen. Es gibt aber auch hier wirklich hübsche Musik, die nur darauf wartet, von euch entdeckt zu werden.

Charlie Parker

Wenn irgendwer über Bebop spricht, muss zuerst der Name Charlie Parker alias ‚Bird‘ fallen. Er ist nicht nur einer der ganz Großen des Jazz, er ist einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass es diese Richtung des Jazz überhaupt gibt. Er ist sicherlich der wichtigste Altsaxophonist, den es je gab. Und einer der wichtigsten Einflüsse der Musikgeschichte. Als wenn das alles nicht schon genug wäre: In seiner Band spielten Menschen wie Dizzy Gillespie und Miles Davis. Namen, die man vielleicht schon einmal gehört hat, selbst wenn man so gar nichts mit Jazz am Hut hat. Leider war er seit seiner frühesten Jugend drogenabhängig, was zum einen zu seinem frühen Tod führte und zum anderen eben auch unfassbar großen Einfluss auf die nachfolgenden Generationen von Musikern hatte, besonders natürlich auf die Saxophonisten. Viele taten es ihm gleich – und viele starben ebenso zu früh.

Empfohlenes Album: The Quintet – Jazz at Massey Hall (Zusammen mit  Dizzy Gillespie (Trompete), Bud Powell (Piano), Charles Mingus (Bass) und Max Roach (Schlagzeug)

Für Einsteiger geeignet?

Na ja, es ist halt Bebop. Wer mit Big Band klar kommt, sollte sich hier nicht scheuen.

Charlie Christian

Noch so ein Pionier in Sachen Jazz. Erwar einer der größten Gitarristen des Jazz und gehört zu den ersten, die auf der elektrisch verstärkten Gitarre spielten. Ganz besonders die Phrasierung und Melodieführung der Blasinstrumente interessierte ihn und er versuchte, das auf der Gitarre umzusetzen. Man darf sagen, dass ihm diese Umsetzung hervorragend gelungen ist. Übrigens setzte auch B.B. King das in seinem Spiel immer wieder erfolgreich um, das machte sein Spiel so einzigartig. Charlie Christian war unter anderem in Ensembles von Benny Goodman unterwegs. Na ja, und wie das manchmal so ist, nebenbei war er außerdem einer der Wegbereiter der Jazz-Stilrichtung Bebop.

Empfohlenes Album: Swing To Bop

Für Einsteiger geeignet?

Ja

Dizzy Gillespie

Dizzy Gillespiewar ebenfalls einer der ganz großen. Diesmal aber nicht Saxophon oder Gitarre, sondern Trompete. Und da sticht er nicht nur wegen seines außergewöhnlich großartigen Spiels hervor, sondern auch weil er eine besonders markante Trompete spielte. Man erkannte ihn also quasi schon, bevor er anfing zu spielen. Der Trichter der Trompete ging nämlich nicht gerade nach vorn, sondern ragte ca. 45° nach oben. Und dann waren da noch seine Wangen, welche sich sehr markant wölbten, wenn sein Mundraum sich mit Luft füllte, wenn er anfing zu spielen. Er war also nicht nur ein akustisches Erlebnis. Außerdem war er KomponistSängerArrangeur und Bandleader. Selbstverständlich gehört auch er zu den Wegbereitern des Bebop.

Empfohlenes Album: The Complete RCA Victor Recordings

Für Einsteiger geeignet?

Ja

Howard McGhee

Wir bleiben bei der Trompete. Nun geht es um Howard McGhee. Louis Armstrong war sein großes Vorbild. Entdeckt hat ihn Lionel Hampton. Und später begegnete er dann auch Dizzy Gillespie, der ihn sehr beeinflusste und dessen Schüler er bald wurde. Er wandte sich dem Bebop zu, war aber weiterhin auch vom Swing beeinflusst. In den 40er Jahren des 20ten Jahrhunderts spielte er bei Charlie Parker als Nachfolger von Miles Davis.

McGhee ist im Juli 1987 – genau 20 Jahre nach John Coltrane – gestorben, welches gleichzeitig der 28. Todestag von Billie Holiday war. Der Mythenbildung stand und steht also nichts im Wege. Viele sagen, McGhee wäre das Bindeglied zwischen Swing und Bebop gewesen.

Empfohlenes Album: On Dial – The Complete Sessions 1945–1947 

Für Einsteiger geeignet?

Ja

Thelonious Monk

Kommen wir nun zu einem Pianisten des Jazz und zu einem seiner größten Vertreter: Thelonious Sphere Monk. Er war Pianist und Komponist. Auch er gilt als einer der Mitbegründer des Bebop. Mit seinem Klavierstil und seinen grandiosen Kompositionen gilt er als einer der großen Pianisten und bedeutenden Innovatoren des Jazz, und eben auch als einer der ganz Wichtigen, wenn es um den Bebop geht. Dabei war er gar nicht „einer von ihnen“, wenn man so will. Er entwickelte eine sehr eigenständige musikalische Ästhetik, die zwar auf den Bebop einwirkt, aber musikalisch von diesem unabhängig ist. Er war quasi ein musikalischer Eigenbrödler. Sehr sympathisch, wie ich finde. Auf die Frage, wer ihn musikalisch am meisten beeinflusst habe, antwortete er schlicht: „Na, ich selbst natürlich.“

Empfohlenes Album: Genius Of Modern Music, Volume 1 & 2 

Für Einsteiger geeignet?

Nun ja. Bedingt, würde ich sagen. Einfach ausprobieren.

Fats Navarro

Wir sind wieder bei den Trompetern, diesmal bei Fats Navarro. Er spielte ab seinem sechsten Lebensjahr zunächst Klavier , begann aber im Alter von 13 Jahren, Trompete und Tenorsaxophon zu spielen. Navarro genoss beim Jazz-Publikum, Kritikern und Kollegen ein hohes Ansehen. Trotz des Erfolgs und des großen Ansehens gründete Navarro als einer der ganz wenigen keine eigene Band. Das ist auch der Grund dafür, dass die Anzahl der unter eigenem Namen veröffentlichten Alben mehr als überschaubar geblieben ist. Er starb mit nur 26 Jahren an den Folgen von Heroinabhängigkeit, Alkoholismus und einer Tuberkulose.

Empfohlenes Album: The Complete Fats Navarro on Blue Note & Capitol 

Für Einsteiger geeignet? 

Ja

Bud Powell

Auch er war – genau wie Thelonious Monk – ein Pianist. Seine Art Klavier zu spielen brach mit der bisherigen Tradition des Jazzpianos. Seine fast schon akrobatisch anmutetenden Läufe und die brillant aggressive Rhythmik kamen der meisterlichen Beherrschung eines Charlie Parkers so nahe, wie dies auf einem Klavier eben möglich war. Er lieferte sich mit Parker regelrechte Wettkämpfe. Sein Spiel war entsprechend virtuos und hatte etwas fiebriges. Tja, und wie das nunmal so ist, wenn der eine besser sein will als der andere: Powell und Parker fanden einander unsympathisch und es gibt kaum gemeinsame Aufnahmen.

Empfohlenes Album: The Amazing Bud Powell

Für Einsteiger geeignet? 

Bedingt. Bestimmt nicht der leichteste Einstieg in die Welt des Bebops.

Horace Silver

Wir bleiben beim Klavier und kommen zu Horace Silver. Er begann als Tenorsaxophonist, wechselte aber dann zum Klavier. 1952 und 1953 nahm er mit eigenem Trio auf, zu dem auch ein gewisser Art Blakey gehörte, mit dem er gemeinsam die Jazz Messengers gründete. Eine Formation und ein Mensch über den es noch zu reden gilt, wenn es um Hard Bop gehen wird. Er hat den Bebop erweitert, indem er 12-taktige Blues- und 8-taktige Songformen miteinander kombinierte und so Themen mit ungerader Taktzahl schrieb. Da war er zwar nicht der erste, aber seine Wirkung ist sogar in der Rockmusik bemerkbar, z. B. im Progressive Rock.

Empfohlenes Album:Six Pieces of Silver

Für Einsteiger geeignet?

Ja

Zum Schluss

Das waren hoffentlich ein paar Anregungen, die dem einen oder anderen von euch gefallen und die die eine oder andere mag. Alle hier erwähnten Aufnahmen gibt es auch als Apple Music Liste, sie heißt Bebop™. Ich hoffe, euch hat das Lesen ein wenig spaß gemacht. Vielleicht sind eure Favoriten ja auch ganz andere. Welche Bebop-Intepreten hört ihr denn gern? Ich danke herzlich für das Lesen dieses Artikels.

2 Replies to “Jazz (nicht nur) für Einsteiger – Bebop”

    1. Hallo Philipp,

      erstmal vielen Dank für das Feedback. Das Kraftfuttermischwerk kenne ich zwar, aber das noch nicht. Vielen lieben Dank dafür. 🙂

Schreibe einen Kommentar zu Thorsten Martinsen Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert